From “THE HOUSE THAT went to TOWN”
opening reception on Friday,
8 February, 6-8 pm
Andy Warhol
From “THE HOUSE THAT went to TOWN”
8. Februar - 9. März 2019
Eine Ausstellung mit Arbeiten auf Papier von 1951-1959 und zwei Sunsets von 1972
In den frühen 1950er-Jahren arbeitet Andy Warhol zusammen mit Ralph Thomas (Corkie) Ward, einem jungen Schriftsteller, an einer kleinen Anzahl illustrierter Bücher im Eigenverlag. Ihre erste gemeinsame Veröffentlichung ist “A is an Alphabet” von 1953, eine aus 26 Seiten bestehende lose Blattsammlung, in der jeweils auf einer Seite die Silhouette eines Kopfes, Körpers oder der von zwei Figuren, gezeichnet von Warhol, mit einem Satz oder kurzen Text von Corkie zu jedem Buchstaben des Alphabets kombiniert wird. Die Zeichnungen sind in der Blotted Line Technik ausgeführt, einem Medium, dass Warhol für sich entwickelt hat und dass zu diesem Zeitpunkt bereits sein Signature Stil war, mit der er sich als Illustrator in der New Yorker Publikationswelt einen Namen gemacht hatte.
“The blotting method probably gave Warhol the idea of having books printed from his drawings. In theory, this presented no difficulty, since there was no longer any real conceptual difference between the original and the reproduction: the style of the blotted line was determined not by individual whim but by mechanical accident. Warhol’s friends applied the color in most of the books; the drawings Warhol colored himself cannot be distinguished from those done by his assistants: all were done quickly, with little regard for borders or boundaries.”(1)
Entsprechend dieser auf der Idee der Reproduktion basierenden Zeichentechnik, verhält es sich auch mit den auftretenden Figuren. Isoliert als Einzelfiguren oder Zweierkonstellation scheint es unerheblich, ob diese hier eingeführt werden oder bereits in anderen Arbeiten Warhols in anderen Zusammenhängen vorgekommen sind. Einige der Figuren sind bereits oder werden in der unmittelbar folgenden Zeit in Warhols Entwürfen für Buchumschläge des New Directions Verlag, in seinen Designs für Glamour oder Park East, sowie in seinen Gestaltungen von Plattenhüllen der Columbia und Caedmon Records in Erscheinung treten.
In Verbindung mit der Publikation eines Alphabets und herausgelöst aus ihrem bildnerischen Kontext präsentieren sich die Figuren in “A is an Alphabet”dennoch als Prototypen, als Bestandteile eines, wenn auch offenen Bildvokabulars, das mehr Dissoziation zum Ausdruck bringt als eine geschlossene Konnotation. Auch die handschriftlich von Andy Warhols Mutter ausgeführten Bildunterschriften in “A is an Alphabet”stehen nicht unbedingt oder nur in einem assoziativen, zufälligen Zusammenhang mit ihren jeweiligen Zeichnungen.
In einer Reihe nie gezeigter großformatiger Zeichnungen Andy Warhols ebenfalls aus dem Jahr 1953, die das Zentrum unserer Ausstellung bilden, kombiniert Warhol einige der Figuren aus “A is an Alphabet” aber anstatt sie nun wieder in einen figürlichen Bildbezug zu stellen, lässt er sie lose über das Papier verteilt zu formalen Kompositionen werden.
Ein früheres aber unveröffentlichtes Buchprojekt von Andy Warhol und Corkie Ward ist “THE HOUSE THAT went to TOWN”von 1952/53. Das eigentliche, aus 40 Seiten hellblauem Papier bestehende Buchmanuskript, befindet sich im Andy Warhol Museum in Pittsburgh. Wir zeigen hier einige Entwurfszeichnungen einzelner Seiten.
“Als das einzige von ihm entworfene Buch, das eine vollständige, fortlaufende Handlung besitzt und doppelseitig konzipiert worden ist, nimmt ‘The House That Went to Town‘in Warhols Œuvre eine Sonderstellung ein. Dieses unveröffentlichte Manuskript erzählt die Geschichte eines personifizierten Hauses, dessen Einzelteile sich verselbstständigen, um in die Stadt zu ziehen. Den Anfang bilden Kopf- und Fußende des Bettes, die sich gelangweilt von dem nur schlafenden Bett lösen und es auf dem Fußboden zurücklassen. Doch sie wecken den vor sich hin dösenden Stuhl, der aus Neugierde seinen Mobiliargenossen in die Stadt folgt. Weit kommt er nicht: auch das an der Wand hängende Bild möchte mit und droht dem Stuhl, das Bett zu wecken, sollte er seiner Bitte nicht nachkommen. Mit gerunzelter Stirn hängt der Stuhl das Bild ab und nimmt es mit. Kaum an der schnarchenden Tür vorbei, werden die Scharniere wach und fordern sie auf sie gehen zu lassen. Als diese sich weiter ausruhen möchte, drohen die Scharniere ebenfalls das Bett zu wecken, sodass auch der Tür keine andere Wahl bleibt, als mit den Scharnieren in die Stadt zu ziehen. Die Wand, die bereits in Stücke zerfällt, stellt sich wie die Fußmatte die ganze Zeit über schlafend. Auf der Suche nach einem Gipser macht auch sie sich auf den Weg. Das Dach meint, ohne die Wand werde es zusammenbrechen, und entschließt sich ebenfalls dazu, den anderen zu folgen. In der Stadt angekommen, machen alle vor Freude so viel Krach und wecken dabei den schlummernden Eichenboden auf, sodass dieser aufschreit und das Bett schließlich aufweckt. Dieses springt auf, schaut sich um und gibt einen so lauten Schrei von sich, der bis in die Stadt zu hören ist. Aus ihren Ausrufen des Entzückens gerissen, stoppt das Zechgelage aus Häuserteilen. Mit hängenden Köpfen kommen alle zurück und gehen zu Bett. Das Buch endet beinahe wie es beginnt: mit der Darstellung des schlafenden Bettes.”(2)
Andy Warhols Sunsets sind 1972 als Auftragsarbeit für die Architekten Philip Johnson und John Burgee entstanden. Die Idee, dass in jedem Zimmer oder Suite des Hotel Marquette, das die Architekten in dieser Zeit in Minneapolis gebaut haben, je einer dieser unikaten Siebdrucke in jeweils unterschiedlicher Farbgebung hängen sollte, erinnert an Warhols Film “Chelsea Girls”von 1966. Dieser Film hatte in seinen einzelnen Sequenzen, Szenen aus den unterschiedlichen Hotelzimmern des New Yorker Chelsea Hotels gegenübergestellt und so die Gleichzeitigkeit von disparaten Geschehnissen in den einzelnen Hotelzimmern suggeriert.
(1) Crone, Rainer, in: “Andy Warhol: His Early Works. 1947-1959”, in: Gotham Book Mart Gallery, New York 1971
(2) Dobner, Marianne: “The House That Went to Town. Warhol as a Children’s Book Designer”, in: “Reading Andy Warhol”, Museum Brandhorst, München 2013
Andy Warhol
From “THE HOUSE THAT went to TOWN”
8 February - 9 March 2019
An exhibition of works on paper from 1951-1959 and two Sunsets from 1972
In the early 1950s, Andy Warhol collaborated with the young author Ralph Thomas (Corkie) Ward on a small number of illustrated and self-published books. Their first joint publication was “A Is an Alphabet” from 1953, a collection of 26 loose pages that combine a silhouette by Warhol with a verse by Corkie. Each of Corkie’s texts describe an encounter between an animal, whose name begins with the letter of the alphabet to which it is assigned, and a human figure (or pair of figures) drawn by Warhol on the top half of the sheet.
Warhol executed his drawings in the blotted line technique, which had become his first signature style and with which he made a name for himself as an illustrator within the New York publishing world.
“The blotting method probably gave Warhol the idea of having books printed from his drawings. In theory, this presented no difficulty, since there was no longer any real conceptual difference between the original and the reproduction: the style of the blotted line was determined not by individual whim but by mechanical accident. Warhol’s friends applied the color in most of the books; the drawings Warhol colored himself cannot be distinguished from those done by his assistants: all were done quickly, with little regard for borders or boundaries.”(1)
The emphasis on reproduction inherent to the blotted line technique continues in the figures within the drawings. Isolated individually or in pairs, it seems of little importance whether they are depicted here for the first time or originate instead from earlier works. Some of the figures had already appeared in other contexts or would soon: in the book jackets Warhol designed for New Directions, his illustrations for Glamour or Park East, or his LP covers for Columbia and Caedmon Records. Detached from their pictorial frameworks, and presented in the publication of an alphabet, the figures in “A Is an Alphabet” can be considered as prototypes. With each figure or pair assigned to a letter, they are components of a visual vocabulary.
In a series of large-format drawings, dating from c. 1953 and shown for the first time in this exhibition, Warhol combines the figures from “A Is an Alphabet” but abstains from giving them a figurative pictorial context, instead distributing them loosely across the paper to create formal compositions. At times, he does so in a way that could suggest combinations of letters, for example when he decides to place the figures side-by-side like a string of text.
Warhol and Corkie also worked together on an earlier, unpublished book project, “THE HOUSE THAT went to TOWN,” in 1952/53. The original manuscript of 40 light-blue pages is housed at the Andy Warhol Museum in Pittsburgh. Here, we present a selection of draft designs for individual pages.
“As the only book he designed that features a complete, continuous plot and was conceived for double-page spreads, ‘The House That Went to Town’ occupies a special place in Warhol’s oeuvre. This unpublished manuscript tells the story of a personified house whose parts break free and move into the city. It begins with the headboard and footboard, which grow bored and separate from the bed, which is sleeping all the time, and leave it behind on the floor. But they wake the dozing chair, which then out of curiosity follows its furniture companions into the city. They do not get far, however: the picture hanging on the wall wants to come along, and it threatens the chair that it will wake the bed if the chair does not do what it asks. With a furrowed brow, the chair takes the picture down and takes it along. No sooner have they passed the snoring door than the hinges wake up and demand of the door that they be allowed to come along. When the door wants to keep resting, the hinges too threaten to wake the bed, so that the door has no choice but to go into the city with the hinges. The wall, which is already falling to pieces, and the doormat pretend to be sleeping the whole time. It too goes into the city, to search for a plasterer. Initially, the roof thinks it will collapse without the wall, and so it decides to follow the others. When they arrive in the city, they make so much joyful noise that it awakens the slumbering oak floor, which lets out such a scream that the bed is aroused. The bed then leaps up, looks around, and lets out a shout that can be heard in the city. The carousing parts of the house, shaken out of their festive glee, stop their clowning. With heads hanging, they all come back and go to bed. The book ends almost as it began: with an image of the sleeping bed.”(2)
Andy Warhol’s Sunsets were produced in 1972 as a commission by the architects Philip Johnson and John Burgee. Each of these unique silk-screen prints, executed in a different color combination, was supposed to be hung in a room or suite of the Hotel Marquette, which they built in Minneapolis around the same time. This idea brings to mind Warhol’s 1966 film “Chelsea Girls,” whose individual sequences contrast scenes from the various rooms of New York’s Chelsea Hotel, suggesting a simultaneity between the disparate events unfolding in the different rooms.
(1) Crone, Rainer, in:“Andy Warhol: His Early Works. 1947-1959”, in: Gotham Book Mart Gallery, New York 1971
(2) Dobner, Marianne: “The House That Went to Town. Warhol as a Children’s Book Designer”, in: “Reading Andy Warhol”, Museum Brandhorst, München 2013
Andy Warhol
“Dancing Sprites”, ca. 1953
ink and watercolor on paper
73.7 x 29.5 cm
&
“Sprite Acrobats”, ca. 1956
ink on paper, double-sided
58.5 x 73.5 cm
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019
Andy Warhol
“Female Sprite”, ca. 1954
graphite on paper, double-sided
27.9 x 21.6 cm
&
“Sprite Figures Kissing”, ca. 1951
graphite on paper
14.3 x 21.6 cm
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019
Andy Warhol
“The House That Went To Town”, 1952-1953
graphite, ink and tempera on paper
27.7 x 21.7 cm
Andy Warhol
“Heads”, ca. 1954
ink on paper, doublesided
29 x 30.2 cm
&
“Heads”, ca. 1954
ink on paper
35.4 x 42 cm
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019
Andy Warhol
“Masks”, ca. 1956
ink and tempera on paper
51.1 x 57.5 cm
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019
Dust jacked designs by Andy Warhol for:
Alan Neame, ed.: “The Adventures of Maud Noakes”, New Directions, New York, 1961
David Alexander: “The Madhouse in Washington Square: A Novel of Menace”, Lippincott, Boston, 1958
Walter Ross: “The Immortal”, Simon & Schuster, New York, 1958
&
Andy Warhol
pages from “A Gold Book”, ca. 1957
offset lithographs with hand-coloring on paper, double-sided and offset lithographs on gold paper, double-sided
each approx.: 36.7 x 57.5 cm
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019
Andy Warhol
“Bust with Marbleized Background”, ca. 1953
ink, watercolor and tempera on paper
72 x 57 cm
Andy Warhol
“A is an Alphabet by Corkie & Andy”, 1953
the complete set of 26 offset lithographs (13 pages plus title page), unbound
each: 24 x 30.5 cm
except title page: 23 x 30.5 cm
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019
Dust jacket designs by Andy Warhol for:
Baron Corvo: “The Desire and Pursuit of the Whole”, New Directions, New York, 1953
Maude Hutchins: “Love is a Pie”, New Directions, New York, 1952
Leslie Edgley, “The Runaway Pigeon”, The Crime Club by Doubleday & Company, Inc., Garden City, New York, 1953
&
Record cover design by Andy Warhol for:
Tennessee Williams, “Reading from The Glass Menagerie, The Yellow Bird and Five Poems”, New York, Caedmon Records, 1960
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019
Andy Warhol
“Sunset (See F. & S. IIA.85-88)”, 1972
screenprint in colors on paper, unique trial proof, aside from the total edition of 632 unique impressions
image size: 87 x 97.5 cm
paper size: 89 x 115.5 cm
&
“Sunset (See F. & S. IIA.85-88)”, 1972
screenprint in colors on paper, unique trial proof, aside from the total edition of 632 unique impressions
image size: 94 x 92.8 cm
paper size: 99.3 x 94 cm
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019
Andy Warhol
“Sunset (See F. & S. IIA.85-88)”, 1972
screenprint in colors on paper, unique trial proof, aside from the total edition of 632 unique impressions
image size: 94 x 92.8 cm
paper size: 99.3 x 94 cm
Andy Warhol
“Sunset (See F. & S. IIA.85-88)”, 1972
screenprint in colors on paper, unique trial proof, aside from the total edition of 632 unique impressions
image size: 87 x 97.5 cm
paper size: 89 x 115.5 cm
Andy Warhol
“Untitled (Cats) (verso);
Untitled (Rose) (recto)”, ca. 1954
recto: ink on paper, verso: ink and watercolor on paper
58.4 x 73.5 cm
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019
Andy Warhol
“Untitled (Cats) (verso);
Untitled (Rose) (recto)”, ca. 1954
recto: ink on paper, verso: ink and watercolor on paper
58.4 x 73.5 cm
Andy Warhol
“Studies For a Boy Book (Bodley Gallery Announcement)”, ca. 1956
“Calling Card (242 Lexington Ave.)”, 1959
“Serendipity 3 Invitation to a tea party for Mercedes de Acosta’s book Here Lies the Heart”, 1960
&
“Holy Cats by Andy Warhol’s Mother”, ca. 1960
complete set of 21 photolithographs including the cover on various colored wove papers, the full sheets, bound (as issued)
23.3 x 15 cm
installation view Galerie Buchholz, Berlin 2019