Simon Denny

“Deep Sea Vaudeo”

4 September 2009 -
24 December 2009

opening reception on Friday,
4 September, 7-9 pm

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Simon Denny
“Deep Sea Vaudeo”*

 

4. September - 31. Oktober 2009

Eröffnung am Freitag, dem 4. September 2009, 19-21 Uhr

 

“Vermutlich bedarf der Begriff Fernsehen heute einer Aktualisierung innerhalb einer materiellen Kultur von Elektrizität und Glas.”¹

“Da alles, was sich auf dem Fernsehbildschirm abspielt, zweidimensional ist, musste auch diese Art von Kunst, ebenso wie jede Stellungnahme zu ihr, an diese zwei Dimensionen angepasst werden.”²

 

Am Vorabend des endgültigen Verschwindens des Röhrenfernsehers aus den Einzelhandelsgeschäften präsentiert Simon Denny ein beirrend lebhaftes System von Multimedia-Arbeiten, die einer allgemeinen Sensibilität für das Nüchterne ihre Referenz erweisen. In Form einer irreführend logischen Geste strebt Denny in seiner Ausstellung nach einer sachlichen Analyse hinsichtlich der physischen Verdünnung des Fernsehgeräts sowie nach einer Verknüpfung dieses Phänomens mit der Tiefe des dargestellten Raums auf den vorliegenden Bildern der allgegenwärtigen TV-Fachgeschäft-Auslage mit ihren üblichen Aquariums-Testmonitoren. Im Missbrauch dieser Unterwasserbilder nun wird die Logik, die bereits in den symbolischen Spielereien von “Aquarium Videos”, “7 Drunken Videos” und “Watching Videos Dry” verfolgt wurde, zu einem “No-Nonsense-Ende” geführt, einer nüchternen Kleinbildschirm-Komödie. Denny konstruiert ein vierdimensionales Tetraeder-Diagramm der veralteten Geräte, der “vierten Wand” des häuslichen Wohnzimmers und wechselt dabei auf verwirrende Weise zwischen unterschiedlichen Autoren und Medien, wobei das endgültige Display schließlich ebenso dünn ist, wie das von/auf ihm vorgebrachte Argument.

 

Als gleichsam unnötiges Gegenstück zu Gerry Schums vor 50 Jahren entstandenem TV-Produktions- und Sendungs-Meilensteins “Land Art”, präsentiert Simon Dennys “Sea Art” in der vorliegenden Ausstellung, neben einer Reihe von Gemälden, des aus Neuseeland stammenden Künstlers Nick Austin, auch einen Amateurwerbespot mit der deutschen Fernsehschauspielerin Theresa Underberg und wirft so nicht zuletzt auch einen trocken historischen Blick auf die Verknüpfungen zwischen Künstlern und Fernsehkultur.

 

So wird ein mühsamer Bogen zwischen der Entmaterialisierung des Fernsehbildschirms von der Kathodenstrahlröhre bis zum LED-Monitor und dem Niedergang eines Stils der Videokunst-Präsentation geschlagen, der heute durch den Computerbildschirm und die kurzlebigen Hardware- und Vertriebssysteme überholt scheint, welche einen beschleunigten Datenfluss durch die Untiefen des Internets ermöglichen.

 

“Der Fernseh-Raum ist ein Fischglas-Raum (…) der Bildhauer also, der danach strebt, diesen Plot zu verdichten; der Bildhauer, der Video in seine Objektinstallation einbringt, ist vielleicht jemand, der Angst davor hat, altmodisch zu sein oder sich dafür schämt, sich dermaßen an die Vergangenheit zu klammern (…) was einmal eine Analogie zur Skulptur war, weist heute auf den ersten Blick deutlichere Analogien zur Malerei auf (auch wenn der Traum vom papierdünnen Fernseher vermutlich bald schon realisierbar und heute womöglich in einigen privilegierten Fällen bereits Wirklichkeit geworden ist). Aktuell jedenfalls ist das konventionelle Fernsehgerät weder Malerei noch Skulptur: Fernsehen ist zu sehr Wissenschaft, um Kunst zu sein. (…) Man ist sich dessen bewusst, dass der Bildschirm nur die Fassade des Kastens bildet; auch heute, da sich der Bildschirm drastisch minimieren lässt - etwa in Gestalt des “Watchman” mit einer Bildschirmdiagonale von etwa 47 mm - braucht man nach wie vor Platz für einen Röhrenfernseher. Das Fernsehgerät verfügt noch immer über eine beträchtliche Tiefe, die nach wie vor größte Abmessung des Apparats.”³

 

Am Samstag, dem 5. September um 16 Uhr wird in der Ausstellung ein Programm mit Videos des amerikanischen Videokünstlers Michael Smith gezeigt.

 

Simon Denny (geb. 1982 in Auckland, Neuseeland) produziert sperrige skulpturale Installationen, die der Wahrnehmungsweise von Gegenständen und Bildern nachgehen. Durch das Kombinieren ausgewählter Objekte mit konventionellen Ausstellungsmethoden durchkreuzt Simon Denny verschiedene Ebenen von Autorschaft und verschiedene Formen struktureller Logik mit Blick auf die vorherrschenden Formen visueller Erfahrung.

Simon Denny absolvierte sein Kunststudium 2005 als Bachelor of Fine Arts an der Elam School of Fine Arts der University of Auckland, Neuseeland. Seit 2007 studiert er an der Städelschule, Staatliche Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main. In jüngerer Zeit waren seine Arbeiten in folgenden Ausstellungen zu sehen: “Watching Videos Dry”, T293, Naples (2009), “Quodlibet II”, Galerie Daniel Buchholz, Köln (2009), “7 Drunken Videos”, Lüttgenmeijer, Berlin (2009), “Noli Me Legere”, Michael Lett, Auckland (2008), Witte de With curated section: “Show Me Don’t Tell Me”, Brüssel Biennale (2008); 79a Brick Lane, London (2008), Alexandra Bircken / Simon Denny, Ursula Blickle Stiftung, Kraichtal (2008), Sydney Biennial, “Revolutions, Forms that Turn”, Museum of Contemporary Art Sydney (2008).

 

Simon Denny lebt und arbeitet in Auckland, Neuseeland und Frankfurt am Main.

 

Nick Austins Ausstellungsbeitrag wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung von “Creative New Zealand”, Arts Council of New Zealand, Toi O Aotearoa.

 

Wir möchten Max von Olfers, Stephan Schulz und Rhein-Main TV danken.

 

* Vaudeo: Frühform der TV-Comedy/Unterhaltungs-Show und Vorläufer der Sitcom, die das klassische Vaudeville-Format mit den neuen Anforderungen des Fernsehens verband. Vaudeo beherrschte die US-amerikanischen Fernsehsender der 1940er und 50er Jahre und belebte die wesentlichen Elemente des Varietés einschließlich Tanz, Gesangseinlagen, Tierdressur, Zirkusakrobatik und prominenten Gästen beziehungsweise Seriendarstellern wieder. Als Rahmen dienten Sketche und mit Kalauern, aktuellen Themen und Possen gespickte Monologe, außerdem Slapstickelemente, Tortenschlachten sowie geistreiche Schlagabtausche zwischen Komikern und Studiopublikum.

aus: J. Fred MacDonald “One Nation Under Television. The Rise and Decline of Network TV”, 1990

 

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¹ Norman M. Klein, Modernity as Amnesia. The Problem of Making Video Art About TV Watching, 1988
² Ursula Wevers, The Television Gallery Idea and How it Failed, 1979
³ Vito Acconci, The Room with the American View, 1984

Simon Denny
”Deep Sea Vaudeo“*

 

4 September - 31 October 2009

opening reception on Friday, 4 September, 7-9 pm

 

“Probably, the term television needs to be updated into the material culture of electricity and glass.”¹

“Since everything that happens on the television screen is two-dimensional, this kind of art, as well as the commentary upon it, would also have to be adapted to these two dimensions.”²

 

On the eve of the disappearance of the tube television from retail stores Simon Denny presents a misleadingly vivid system of multimedia works that tip their hats to the regular sensibility of sobriety. In a logically fallacious gesture, the exhibition will attempt a levelheaded analysis of the physical thinning out of the television set and link it to the depth of represented space in the presented imagery, the ubiquitous TV-store display regular of aquatic scenery. By misusing this underwater imagery, the logic of the symbolic games touched on in “Aquarium Videos”, “7 Drunken Videos” and “Watching Videos Dry” are brought to a no-nonsense end point, a sober small-screen comedy. Denny constructs a four dimensional Tetrad diagram of the outmoded hardware of the domestic lounge room’s 4th wall, making confusing switches between author and media leading to a final display which is as thin as the argument it propounds.

 

An unnecessary opposite to Gerry Schum’s production and transmission landmark “Land art” fifty years ago, Denny’s sea art presents a series of paintings from Auckland based painter Nick Austin, and an amateur advertisement filmed with local television actor Theresa Underberg within the show, linking artist to broadcast culture in a dry glance backward.

 

The dematerialisation of the video screen form the cathode ray tube to the LED monitor is so noted in a cumbersome bow to the passing of a style of video art presentation now being outmoded by the computer screen and the ephemeral hardware and distribution systems that enable the accelerated flow of information through the shallows of the internet.

 

“Television space is a fishbowl space (…) The sculptor, then, who tries to thicken this plot, the sculptor who imports video into his/her object installation, might be a person who’s afraid of being outdated, a person embarrassed about clinging so hard to the past (…) What was analogous to sculpture is now, at first glance, more analogous to painting (though soon-to-be-possible, probably, and maybe already existent in priviledged cases, is the dream of the paper-thin TV). At the moment, anyway, the conventional TV set is neither painting nor sculpture: television is too much science to be art (…) We know that the screen is only the facade of the box; even now that the screen can be drastically reduced in size - as in the two-inch ‘watchman’ - there still has to be room for the TV tube. The TV box still has to have depth, which remains the largest dimension of the box.”(3)

 

In addition to the exhibition a program of videos by video artist Michael Smith will be presented in the gallery on Saturday, September 5, 4 pm.

 

Simon Denny (b. 1982, Auckland, New Zealand) produces sculptural installations that follow the way one experiences objects and images. Combining selected subjects with conventional exhibition styles, Denny works through different layers of authorship and forms of structural logic with an attention to the most common formats of visual experience.

 

Denny received his Bachelor of Fine Arts at the Elam School Of Fine Arts, University Of Auckland, New Zealand in 2005. Since 2007 he has studied at the Städelschule, Staatliche Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main. Recently his work has been exhibited in “Watching Videos Dry”, T293, Naples (2009), “Quodlibet II”, Gallery Daniel Buchholz, Cologne(2009),“7 Drunken Videos”, Lüttgenmeijer, Berlin (2009), “Noli Me Legere” (2008), Michael Lett, Auckland, Witte de With curated section:“Show Me Don’t Tell Me”, Brussels Biennial (2008); 79a Brick Lane, London (2008); and Alexandra Bircken / Simon Denny, Ursula Blickle Stiftung, Frankfurt am Main (2008) and the Sydney Biennial;“Revolutions, Forms that Turn”, Museum of Contemporary Art Sydney (2008).

 

Simon Denny currently lives and works in Auckland, New Zealand and Frankfurt am Main, Germany.

 

Nick Austin’s part in the exhibition was realised with generous support from “Creative New Zealand”, Arts Council of New Zealand, Toi O Aotearoa.

 

Special thanks to Max von Olfers, Stephan Schulz and Rhein-Main TV.

 

*Vaudeo is an early form of comedy-variety television show and a precursor to the sitcom that married the old vaudeville format and new video requirements. Dominant on networks in the United States in the 1940’s and 50’s, Vaudeo resurrected the essentials of stage variety entertainment including dancing, popular songs, animal acts, circus-style stunts, and big-name guest stars and/or series regulars and sandwiched them between funny skits and monologues filled with puns, topical references, and farcical jokes; plus pratfalls, pies in the face, and spirited interchanges between comedians and studio audiences.

adapted from: J. Fred MacDonald “One Nation Under Television: the rise and decline of Network TV”, 1990

 

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¹ Norman M. Klein, Modernity as Amnesia. The Problem of Making Video Art About TV Watching, 1988
² Ursula Wevers, The Television Gallery Idea and How it Failed, 1979
³ Vito Acconci, The Room with the American View, 1984

Simon Denny

”Deep Sea Vaudeo”
installation view Galerie Daniel Buchholz, Köln 2009

Simon Denny

”Deep Sea Vaudeo”
installation view Galerie Daniel Buchholz, Köln 2009

Simon Denny

“Half Deep Sea Video Philips”, 2009
wax, metal, plastic, silkscreen on plexiglass, inkjet on paper, wood, acrylic
51 x 46,5 x 27 cm
plinth 137 x 46,5 x 113 cm

Simon Denny

“Half Deep Sea Video Tevion”, 2009
wax, metal, plastic, silkscreen on plexiglass, inkjet on paper, wood, acrylic
60 x 40 x 116 cm
plinth 109 x 40 x 55 cm

Simon Denny

“Half Deep Sea Video Toshiba”, 2009
wax, metal, plastic, silkscreen on plexiglass, inkjet on paper, wood, acrylic
77 x 50 x 127 cm
plinth 106 x 51 x 64 cm

Simon Denny

“Half Deep Sea Video Samsung”, 2009
wax, metal, plastic, silkscreen on plexiglass, inkjet on paper, wood, acrylic
51 x 40 x 10 cm
plinth 132 x 40 x 3 cm

Simon Denny

“Half Deep Sea Video Thomson”, 2009
wax, metal, plastic, silkscreen on plexiglass, inkjet on paper, wood, acrylic
86 x 57 x122 cm
plinth 102 x 57 x 58,5 cm

Simon Denny

“Half Deep Sea Video Hantarex”, 2009
wax, metal, plastic, silkscreen on plexiglass, inkjet on paper, wood, acrylic
46,5 x 30 x 88 cm
plinth 135,5 x 30 x 44 cm

Simon Denny

”Deep Sea Vaudeo”
installation view Galerie Daniel Buchholz, Köln 2009

Simon Denny

”Deep Sea Vaudeo”
installation view Galerie Daniel Buchholz, Köln 2009

Simon Denny

”Deep Sea Vaudeo”
installation view Galerie Daniel Buchholz, Köln 2009

Simon Denny

”Deep Sea Vaudeo”
installation view Galerie Daniel Buchholz, Köln 2009

Simon Denny

”Deep Sea Vaudeo”
installation view Galerie Daniel Buchholz, Köln 2009

Simon Denny

“Deep Sea Vaudeo”, 2009
Thomson television, 132 x 100 x 52 cm
DVD, colour, sound, 12’02’’
DVD Player