opening reception on Friday,
1 May, 4-9 pm
extended opening hours during Gallery Weekend:
Saturday, 2 May & Sunday, 3 May, 10am-7pm
Jack Goldstein
1. Mai - 13. Juni 2009
Eröffnung am Freitag, dem 1. Mai, von 16-21 Uhr
Öffnungszeiten während des Gallery Weekend:
Samstag, 2. Mai und Sonntag, 3. Mai, 10-19 Uhr
Jack Goldstein (1945-2003) hat sich seit seinem Kunststudium in den späten 60er Jahren in Los Angeles mit so unterschiedlichen Medien wie Skulptur, Performance, Film, Soundarbeiten, Fotografie und Malerei beschäftigt. Vor allem seine 16mm-Filme und Schallplatten aus den 70er Jahren nehmen dabei eine zentrale Stellung in seinem Werk ein. Anfangs noch an der performancehaften Ausführung einer Handlung orientiert, widmen sich Goldsteins Filme der mittleren und späten 70er Jahre der Bildwelt der Filmproduktion Hollywoods und seiner Techniken. Aus ihrem Sinnzusammenhang isolierte Bilder/Szenerien werden hier zu Versatzstücken einer Film- oder Bildrealität, als Repräsentation ihrer inhärenten Gesetze.
In der dritten Einzelausstellung mit Jack Goldstein in unserer Galerie zeigen wir eine Auswahl früher s/w-Filme wie “A Glass of Milk” (1972), “A Spotlight” (1972), die bisher sehr selten gezeigten frühen Farbfilme “A Reading” (1973) und “Time” (1973), sowie seinen letzten Film “Under Water Sea Fantasy” (1983-2003), den Jack Goldstein in den 80er Jahren begonnen hatte und kurz vor seinem Tod vollendet hat. Neben diesen Filmen zeigen wir eine Auswahl von Schallplatten und Bildern von Jack Goldstein sowie das Textobjekt “Totems” (1988-90) und Schallplatten-Skulpturen (1999).
Die frühen s/w-Filme von Jack Goldstein scheinen fast ausschließlich das Ausführen einer einfachen Handlung im Widerspiel mit den technischen/szenischen Gegebenheiten aufzunehmen: das Hämmern auf eine Tischplatte, auf der ein volles Glas Milch steht, bis dieses verschüttet ist; das Ausweichen des Künstlers aus dem Lichtkegel eines ihm folgenden Suchscheinwerfers. In ihrer Einfachheit produzieren sie dabei aber eine Drastik, die das Performancehafte zu einem Effekt werden und fast immer Elemente von Krieg und Verfolgung, sei es direkt im Bild (der Suchscheinwerfer in “A Spotlight”) oder im Soundtrack (das Hämmern der Faust als Detonation in “A Glass of Milk”) erkennen lässt. Der bisher selten gezeigte Farbfilm “A Reading” (1973) kann als Übergang zu den bekannteren Farbfilmen des Künstlers aus der Mitte der 70er Jahre gesehen werden. Konzentriert sich in “A Reading” die Kamera bereits auf das Bild eines abbrennenden Textblattes, so hört man über die Tonspur noch einen Leser, der dem Abbrennen zuvorzukommen versucht und den Text einer theoretischen Abhandlung in zunehmender Geschwindigkeit liest. Der Farbfilm “Time” (1973) ist nun schon ganz allegorisches Filmbild und damit direkter Vorgänger von Goldsteins bekannteren Filmen wie “MGM”, “Shane” oder “The Jump” (1975-78). “Under Water Sea Fantasy” ist der letzte und erst im Rahmen der der Whitney Biennale 2003 posthum uraufgeführte Film des Künstlers. Bereits 1983 hatte Jack Goldstein die Arbeit an diesem Film begonnen. Er kaufte Archivmaterial von Naturdokumentationen, vor allem Unterwasserfilmen, um sie zu einem epischen Film über Naturkatastrophen und Unterwasserlandschaften zu montieren. Der Film galt lange als unvollendet. Erst im Jahre 2002 nahm Jack Goldstein dann die Arbeit an diesem Film wieder auf, um ihn kurz vor seinem Tod 2003 zu vollenden.
“Under Water Sea Fantasy” beginnt mit faszinierenden Bildern von Vulkaneruptionen, die farbgewaltig aus dem monochromen Rot des Anfangs heraustreten und deren Donnergrollen den Sound beherrscht. Die Gischt der fließenden Lava geht dann langsam in Aufnahmen von Wasser über. Die Szenerie wandert unter den Meeresspiegel, womit auch der Sound abklingt, so dass die nun folgenden Bilder von schillernden Fischschwärmen, Grotten, Riffen sowie Quallen und Oktopussen von völliger Stille begleitet werden. Für das Bild einer Mondfinsternis bewegt sich die Kamera am Ende des Filmes wieder über Wasser. Der rasch abnehmende Mond wird dabei mit einem rätselhaften Flötenton unterlegt, der dann im Schwarz des letzten Bildes ausklingt.
Die Schallplatten, die Goldstein ab 1976 parallel zu seinen Filmen produziert hat, wirken wie eine weitere Stufe der Abstraktion. Waren es in den Filmen vereinzelte Handlungen oder aus ihrem Kontext isolierte Bilder, so steht hier die Soundspur für sich allein. In der Serie von zehn 7inch-Platten von 1976 entsprechen die nüchternen Beschreibungen ihrer Titel auf dem Cover, wie beispielsweise “Two Wrestling Cats”, den Geräuschen, die hier als Tonaufnahme zu hören sind. Das von Goldstein gestaltete minimale Design der Hüllen sowie das farbige Vinyl macht diese Schallplatten darüberhinaus auch zu Objekten, die Goldstein zu Ausstellungszwecken, oft auch ihrem eigentlichen Gebrauch entfremdet, ohne die Möglichkeit diese abzuspielen an der Wand installiert präsentiert hat.
Jack Goldsteins Bilder, die seit Anfang der 80er Jahre entstanden sind, haben, ähnlich den Sounds der Schallplatten und den Filmbildern von “Under Water Sea Fantasy” zumeist vorgefundenes Material zum Ausgangspunkt, das Goldstein mit Airbrush-Technik auf die Leinwand überträgt. Vor allem die früheren dieser Bilder zeigen fast ausschließlich explosionsartige Kriegsszenarien aus dem Zweiten Weltkrieg, sowie überwältigende Naturphänomene.
Das Textobjekt “Totems” (1988-90), eine von Goldstein gestaltete Box mit 100 Seiten computergenerierter Texte und emblematischer Formen, die auf den Seiten in säulenhafter Totem-Form angeordnet sind, ist eine Weiterentwicklung Goldsteins in den frühen 80er Jahren entstandenen Aphorismen.
Die drei Schallplatten-Skulpturen sind die einzig bekannten derartigen Objekte, an denen Jack Goldstein wahrscheinlich Ende der 90er Jahre gearbeitet hat. Es handelt sich um spezielle Pressungen seiner Schallplatte “The Quivering Earth” von 1977, für die Jack Goldstein einen skulpturalen Support gebaut hat. Die Ambivalenz seiner Schallplatten-Arbeiten der 70er Jahre, die neben ihrer Eigenschaft als Tonträger immer auch eine stark bild- bzw. objekthafte Komponente hatten, wird hier noch verstärkt, indem die Schallplatte vom Objekt in eine Skulptur verwandelt wird.
“My work has always been very much involved with sculpture in the sense that it’s about defining something in space and time, very much about our relationship to it, our distance to that thing. I still feel that I have the same concerns, except that I’ve moved into subject matter. (…) I’m interested in that gap between minimalism and pop art: the objectness and autonomy of minimalism and the subject matter from our culture that’s in pop art. But there is also a link to conceptual art. It’s more about the content than the form, that it’s the same whether it’s performance, films, records, etc. and that a lot of the experience take place in your head. Real time and real space don’t matter.” *
* Auszug aus: Morgan Fisher, “Talking with Jack Goldstein”, published in: LAICA Journal, No. 14, Los Angeles, 1977.
Jack Goldstein
1 May - 13 June, 2009
opening reception on Friday, 1 May, 4-9 pm
opening hours during the Gallery Weekend:
Saturday, 2 May and Sunday, 3 May, 10 am-7 pm
After studying art in Los Angeles in the late 60s, Jack Goldstein (1945-2003) worked in mediums as various as sculpture, performance, film, sound-works, photography and painting. Central in his work are however primarily the 16mm films and records that Goldstein had made in the 70s. After initially focusing on performance-style treatments of single actions Goldstein’s films in the mid to late 70s turned to a pictorial world that derived from the imagery of the Hollywood movie industry and the techniques associated with it. Here Goldstein detaches isolated images or staged sceneries from their context which through this become elements that represent a reality of films and images and that demonstrate the laws that are inherent in them.
In this third Jack Goldstein solo exhibition at our gallery we are showing a selection of his earlier b/w films like ”A Glass of Milk“ (1971), ”A Spotlight“ (1972), and the previously rarely seen colour film ”A Reading“ (1973), as well as his last film ”Under Water Sea Fantasy“ (1983-2003) which Goldstein began in the 80s and completed shortly before his death. Alongside these films we are showing a selection of records and paintings by Jack Goldstein, as well as his text-object ”Totems“ (1988-1990) and a record-sculpture (1999).
Goldstein’s early b/w films seem to exclusively document the execution of a simple action against its concomitant technical limitations: hammering a tabletop which has a glass of milk standing on it until the milk is spilt; or the artist’s efforts to escape from the beam of a spotlight that follows him. In their simplicity they have a graphic quality that exploits the elements of performance, almost always associating scenes of war and persecution, whether directly in the image (the follow-spot in ”A Spotlight“) or on the soundtrack (the hammering of the fist that simulates detonations in ”A Glass of Milk“). The until now rarely shown colour-film ”A Reading“ (1973) can be seen as marking the transition to the artist’s better-known colour films from the mid-70s. Whereas in ”A Reading“ (1973) the camera concentrates on a burning sheet of text, while a reader is heard on the soundtrack trying to outpace the advancing flames by reading the text of a theoretical discourse at ever-increasing speed. The colour-film ”Time“ (1973) then becomes a totally allegorical film image, and as such is a direct predecessor of better-known Goldstein films like ”MGM“, ”Shane“ or ”The Jump“ (1975-78). ”Under Water Sea Fantasy“ (1983-2003) is the artist’s last film and was posthumously premiered at the Whitney Biennial in 2003. Jack Goldstein had begun working on this film already before 1983. He bought archive material from nature documentaries, above all underwater films, in order to assemble them into an epic film-montage about natural catastrophes and underwater landscapes. The film was long considered to be incomplete. It was only in the year 2002 that Jack Goldstein started to work on it again, completing it shortly before his death in 2003.
”Under Water Sea Fantasy“ begins with fascinating images of erupting volcanoes which stand out in glorious colour after the monochrome red of the opening shots, while the thunderous roar of the eruptions dominates the sound. The spray from the lava flow slowly cuts to shots of water. The scene moves below the surface of the sea while the sound slowly dies away so that the following images of glittering shoals of fish, grottos, and reefs, as well as jellyfish and octopuses, roll by in total silence. For the picture of the lunar eclipse the camera surfaces above the water again. A mysterious note on a flute is heard as the moon steadily diminishes and then dies away with the last image in silence and total darkness.
The vinyl records which Goldstein recorded parallel to his films from 1976 onwards seem like a further abstraction to his film images. In the 1976 series of 7-inch records the sober descriptions of their titles on the sleeve, like for example that for ”Two Wrestling Cats“, correspond to the sounds to be heard in the recordings. The minimal design of the sleeves and their coloured vinyl transforms these records into abstract objects, which Goldstein also presented in the context of exhibitions alienated from their actual purpose as sound containers, he installed them on the wall without the possibility to play them.
The paintings which Jack Goldstein has been making since the beginning of the 80s are mostly based on found material, just like most of the sounds on the records, and the film images e.g. in ”Under Water Sea Fantasy“, which Goldstein in this instance transfers to canvas using the airbrush technique. The earlier paintings in particular represent almost exclusively scenarios from the Second World War filled with explosions, as well as grandiose natural phenomena.
The text-object ”Totems“ (1988-1990), a box Goldstein designed containing 100 pages of computer-generated text and emblematic shapes, which he placed on the pages in the form of totem poles, is a further development of the aphorisms which Goldstein has made in the early 80s.
The three record-sculptures are the only known objects by the artist of this kind. Jack Goldstein presumably worked on them at the end of the 90s. The records, for which he built a sculptural support, are special pressings of his 1977 recording ”The Quivering Earth“. The ambivalence in his works on record in the 70s, between its’ function as sound-carriers and object is taken even further here as the records with their support are transformed from objects into sculpture.
‘My work has always been very much involved with sculpture in the sense that it’s about defining something in space and time, very much about our relationship to it, our distance to that thing. I still feel that I have the same concerns, except that I’ve moved into subject matter. (…) I’m interested in that gap between minimalism and pop art: the objectness and autonomy of minimalism and the subject matter from our culture that’s in pop art. But there is also a link to conceptual art. It’s more about the content than the form, it’s the same whether it’s performance, films, records, etc. and a lot of the experience take place in your head. Real time and real space don’t matter.’ *
* Excerpt from: Morgan Fisher, ‘Talking with Jack Goldstein’, published in: LAICA Journal, No. 14, Los Angeles, 1977
Jack Goldstein
installation view Galerie
Daniel Buchholz, Berlin 2009
James Welling
“Jack Goldstein’s Studio”, 1977/2004
6 of 7 digital chromogenic prints
each 30 x 37,5 cm
Jack Goldstein
”A Suite of five 10-inch Records with
colored Labels in Place of Titles”, 1979
black vinyl, colored lables
each ø 25 cm
Jack Goldstein
“Time”, 1973
16mm colour, sound, 2’42”
installation view Galerie Daniel Buchholz, Berlin 2009
Jack Goldstein
”Totems: Selected Writings
1988-1990”, 1990
100 computer printouts in box,
each 45,7 x 35 cm
box: 47,5 x 38 x 6 cm