Julian Göthe
“Architecture de Fête - Star Guitar”

23. - 27. September 2009
abc - art berlin contemporary
“def - drafts establishing future”
Akademie der Künste
Hanseatenweg 10
10557 Berlin

Eröffnung am Dienstag, dem 22. September, 19 Uhr

Julian Göthes skulpturale Arbeiten spiegeln das streng geometrische Formenvokabular der
klassischen Moderne und verwandeln es in eigenwillig übersteigerte, monumentale Gestalten. Hybride Wesen, die gleichermaßen dem Design, der Dekoration, der Film- oder Bühnenausstattung entstammen könnten und deren Details auf die Aneignung der Formen der Moderne vor allem ihrer späten Ausprägung in eben diesen Genres verweisen. Bestehend zumeist aus lackiertem gedrechselten Holz sind sie in ihrer materiellen Konzeption bereits exzentrischen Möbelstücken verwandt. Dabei eher einer Klassik als dem Ethos der Moderne verbunden, werden sie in ihrer ausschließlichen Schwärze und augenscheinlichen Funktionslosigkeit zu dunklen schattenhaften Zeichen, die in ihrer Massigkeit Autorität einfordern, aber gleichzeitig auch seltsam leer nach Aufladung und Sinn zu verlangen scheinen. Hatte Julian Göthe in seinen anläßlich der Ausstellung “Events during Flood”* entstandenen Zeichnungen Szenarien in der Art sehr detailreicher Comics entwickelt, die seine Skulpturen an Standorten am Rande metropolitaner Architektur in Parks oder auf einer Freilichtbühne haben erscheinen lassen, so bringt er dieselben Skulpturen nun in seiner neuen Arbeit “Architecture de Fête - Starguitar” in die Ödnis des Berliner Umlands. Diese post-industrielle Landschaft wird dominiert von Autobahnen, die das Brachland durchkreuzen und an deren Rändern lose Ansiedlungen und Shoppingmalls zu sehen sind.

Wie monumentale Noten einer fremdartigen musikalischen Komposition stehen sie in der Landschaft und haben anscheinend die sie umgebenden Personen völlig in ihren Bann
gezogen. Wie bereits in den Zeichnungen für “Events during Flood” sind es auch hier wieder
Gruppen von Männern und Frauen, die mit Zylinder und Abendrobe dem Set eines Tanzfilms
Hollywoods der 30er Jahre zu entstammen scheinen. Sie nutzen die Skulpturen als Hang-out
und Ort zum Drogennehmen. Indem sie die Autobahn betrachten scheint sich der sie umgebende Klangraum zu einem infernalischen Lärm zu verdichten. Sie lassen die Zeit vergehen.

“Als der Tonfilm kam und der spezifische Rhythmus der Filme verdrängt wurde von dem der
Sprache, der Narration und daraus folgend der realistischen Reproduktion, flüchtete all das,
was vorher undomestiziert als sprachlose Faszination, reines Schauvergnügen in den Filmen
zirkulierte, ins Musical: das Ornamentale, die Spiele mit Schwarz und Weiß, das demokratisch-billig Massenhafte, das total Absurde untragbarer Moden… Der Experimentalfilm versucht, die Wege, die der Film einschlug, als er über den Ton zu sehr zum narrativen und reproduktiven Medium wurde, als Irrwege zu zeigen. Er erforscht in Einzelgängen die Elemente, die das Kino konstituieren: Kenneth Angers Film mit den Paramountkleidern…”**

*Julian Göthe “Events during Flood”, 30.10.-22.11.2008, Galerie Daniel Buchholz, Berlin
**Frieda Grafe, “Der Stoff, aus dem die Träume sind - Mode aus Hollywood”, 1977

Vom 25. September - 15. November 2009 sind Skulpturen von Julian Göthe in der Ausstellung “Scorpio’s Garden”, Temporäre Kunsthalle Berlin (Schlossplatz), zu sehen.